Ministerin Eder: Wolfsentnahmen sollen nicht erleichtert werden / FREIE WÄHLER kritisieren Untätigkeit der Landesregierung
MAINZ. Der Wolf ist da und breitet sich aus in Rheinland-Pfalz. Was manchen Tierschützer und Stadtbewohner wohl freuen mag, entwickelt sich zusehends zum Albtraum für die Weidetierhalter im ländlichen Raum. Denn die Zahl der Wölfe – das zeigen auch jüngste Medienberichte über den Nachweis fünf neuer Wölfe im Land, darunter ein residenter Wolf bei Hachenburg/Westerwald – nimmt erwartungsgemäß zu. Und damit, das zeigt die Erfahrung, früher oder später auch die Zahl der Übergriffe auf Weidetiere und Annäherungen an den Menschen. Groß ist die Sorge auf dem Land, i. B. im nördlichen Rheinland-Pfalz, dass der Wolf zunehmend die Scheu vor dem Menschen verliert, immer öfter Schutzzäune überwindet und die Weidetierhaltung letztlich unmöglich macht.
Blickt man etwa nach Niedersachsen, kann man erahnen, wohin die unkontrollierte Ausbreitung des Wolfes in Kulturlandschaften führt. Dort wurden in der Saison 2022/23 laut Wolfsmonitoring der Landesjägerschaft mehr als 1.300 Weidetiere angefallen, darunter auch Rinder und Pferde – vielfach sogar auf geschützten Weiden.
„Auch, wenn die Lage noch nicht so dramatisch ist wie in anderen Ländern, die Entwicklung ist ohne ein konsequentes Bestandsmanagement klar abzusehen“, befindet Stephan Wefelscheid, Parlamentarischer Geschäftsführer der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion. „Und das ist sie nicht erst seit gestern. Vor knapp einem Jahr hatten FREIE WÄHLER bereits die Weidetierhalter und Landwirte aus den betroffenen Regionen zu einem ,Wolfsgipfel‘ ins Parlament geladen. Die Sorgen von damals haben sich nicht geändert, sie gewinnen nur mit jedem Riss und jedem weiteren Wolf an Dringlichkeit. Mit dem neuaufgelegten Wolfsmanagementplan der Landesregierung lassen sich diese Sorgen jedenfalls nicht beruhigen!“
Einen großen Schritt hat nun die bayrische Landesregierung auf Initiative der FREIEN WÄHLER gewagt. Per Verordnung wird dort die „Vergrämung“ oder Entnahme von Wölfen erlaubt, die in „räumlichem oder zeitlichem Zusammenhang“ mit einem Riss oder etwa einer Annäherung an den Menschen angetroffen werden. So sollen Gefahren für den Menschen und „ernsthafte wirtschaftliche Schäden“ abgewendet werden.
Daraufhin hatten Stephan Wefelscheid und FREIE WÄHLER-Fraktionsvorsitzender Joachim Streit die Landesregierung angefragt, ob Regelungen nach bayrischem Vorbild ebenfalls für Rheinland-Pfalz in Betracht gezogen werden. „Die Antwort von Ministerin Eder ist ein Schlag ins Gesicht der Weidetierhalter“, so Streit. „Sie behauptet, die bisherige Strategie, durch Präventionsmaßnahmen und Aufklärung den Umgang mit dem Wolf konfliktfrei zu gestalten, habe sich bewährt. Das mag vielleicht auf die Mainzer Innenstadt zutreffen. Aber dort, wo es tatsächlich Wölfe gibt, häufen sich die Konflikte und führen zu großem Unmut bis hin zur Existenzangst bei den Betroffenen!“
„Mein Besuch des Fachvortrags von Dr. Michael Weiler in der Eifel hat mir erneut die Brisanz der Lage und die Schwierigkeiten, vor denen die Tierhalter in den betroffenen Gebieten stehen, aufgezeigt“, berichtet Wefelscheid. „In 14 EU-Staaten wird der Wolfsbestand durch Entnahmen kontrolliert, beispielsweise wird in Schweden und Estland die Zahl der Wölfe im Einklang mit den Vorgaben der EU auf jeweils rund dreihundert Tiere begrenzt. Die Bestände sind dort übrigens seit Jahren stabil. Hier in Deutschland hingegen haben wir bei weit größerer Bevölkerungsdichte und viel weniger verfügbaren Naturräumen offiziell rund 1.100 Wölfe, realistisch wohl aber mehr als 2.000 Exemplare. Um eine Regulierung dieses Bestandes, der sich alle drei Jahre mehr als verdoppelt, drückt sich die Ampelkoalition in Berlin wie auch in Mainz.“
So verweist die Landesregierung auch in der Antwort auf eine aktuelle Anfrage der FDP lediglich auf ihre Präventions- und Aufklärungsarbeit. Für eine Vereinfachung der Entnahme oder zumindest Vergrämung übergriffiger Wölfe will man sich weiterhin nicht einsetzen. „Leider müssen wir erkennen, dass die Landesregierung, und somit auch explizit die FDP, nicht an der Seite der betroffenen Weidetierhalter steht“, schließt Wefelscheid.
Joachim Streit verspricht: „Wir werden aber nicht lockerlassen, denn ohne ein konsequentes Bestandsmanagement wird die ökologische Weidetierhaltung dem Wolf früher oder später zum Opfer fallen.“