Mitglieder berichten über Diskriminierungserfahrungen und aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung – Landtagsabgeordneter lobt Engagement des Vereins
Koblenz. Der Queer Mittelrhein e.V. ist nach eigener Angabe im nördlichen Rheinland-Pfalz der einzige Verein, der Transpersonen einen Austausch in geschütztem Rahmen ermöglicht und auch Einzelberatungen anbietet. Entstanden ist der Verein 2012 aus einer Selbsthilfegruppe, um Förderungen erhalten und so das Angebot erweitern zu können. Derzeit treffen sich Interessierte monatlich bei „Rat und Tat“ in der Moselweißer Straße.
Ein solches Treffen besuchte auch Stephan Wefelscheid, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der FREIE WÄHLER Stadtratsfraktion in Koblenz. Dort berichteten ihm die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Erfahrungen in ihrem Alltag: „Der Ton ist rauer geworden, die Gewaltbereitschaft gegenüber transidenten Personen steigt. Früher wurde man komisch angeschaut oder ausgegrenzt, heute heißt es „Macht sie fertig!“ Andererseits bieten immer mehr soziale Einrichtungen und Institutionen Unterstützung an und wollen helfen. Insgesamt nehmen die Extreme zu, die Gesellschaft wird polarisiert.“
Doch auch bei der Jobsuche gebe es große Schwierigkeiten aufgrund ihrer geschlechtlichen Umorientierung, wie mehrere Teilnehmerinnen erlebt hatten. So wurden schon Bewerbungen ohne Angabe von Gründen abgelehnt und die Stelle wurde kurz darauf wieder ausgeschrieben. „Offensichtlich erleben diese Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Diskriminierung, bis hin zur Gewaltandrohung“, so Wefelscheid nach dem Gespräch. „Das geht einem nah und macht betroffen, denn diese Menschen wollen niemandem etwas Böses, sondern nur ein selbstbestimmtes Leben führen. Und der Weg dahin ist schon schwer genug. Ich war schockiert als mir Betroffene dort erzählt haben wie ihnen Ärzte aus Unwissenheit viel zu hoch dosierte Hormone verabreichten, was zu dramatischen körperlichen Problemen und Depressionen geführt hat.“
Doch gleichzeitig gebe es auch gute Nachrichten, wie Patricia Pederzani, Vorstandsmitglied und Queerbeauftragte der Stadt Koblenz, auf dem Treffen mitteilen konnte: „Im Kurt Esser Haus werden ab demnächst Räume für den Queer Mittelrhein e.V. durch QueerNet RLP zur Verfügung gestellt, das gibt uns noch mal neue Möglichkeiten für unsere Arbeit. Und heute wurde im Gleichstellungsausschuss einstimmig die Einrichtung eine queeren Zentrums in Koblenz beschlossen, hierfür werde ich im Rahmen eines runden Tisches gemeinsam mit den Vereinen und Institutionen ein entsprechendes Konzept vorlegen.“
„Ein solches Zentrum schafft einen geschützten Raum und eine niederschwellige Anlaufstelle für Opfer von Gewalt und Diskriminierung“, so Wefelscheid. „Ich finde es gut, dass wir in diesem gesellschaftlich aufgeheizten Klima uns als Stadt an die Seite der betroffenen Menschen stellen und ihre Anliegen und Sorgen ernst nehmen. Und gerade in diesen Zeiten ist das Engagement eines solchen Vereins besonders wichtig.“

