FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion hatte zum „Wolfsgipfel“ eingeladen
MAINZ. Die einen sehen in ihm eine Bereicherung für die Artenvielfalt, den anderen ist er zusehends ein Problem in ihrer Tierhaltung: der Wolf. Um den Sorgen und Nöten der Weidetierhalter und Landwirte ein Forum zu bieten, hat die FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion in den Plenarsaal des Landtages Rheinland-Pfalz eingeladen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion, Stephan Wefelscheid, zieht ein eindeutiges Fazit: „Das aktuelle Wolfs-Management des Landes passt nicht mehr zu der Entwicklung der sich rasant ausbreitenden Wolfspopulation sowie der auftretenden Schadensmeldungen und muss daher der Realität angepasst werden!“
Von betroffenen Weidetierhaltern bis hin zum Präsidenten des Bauern –und Winzerverbandes Rheinland-Nassau folgten zahlreiche Gäste der Einladung der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion ins Deutschhaus. Dies zeigte Gastgeber Stephan Wefelscheid, dass das Thema Wolf in der Landespolitik dort angekommen ist, wo es hingehört: in den Landtag von Rheinland-Pfalz! Die Versammlung hat einen Sieben-Punkte-Forderungskatalog nach Vorträgen und Debatte beschlossen und der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion übergeben.
Die Vortragsreihe wurde von Jörn Ehlers, Vizepräsident des Landvolk Niedersachsen, eröffnet. Er schilderte die Situation in seinem Bundesland, das bereits erhebliche Wolfsbestände aufweist. Er verwies neben den bestätigten 38 Wolfsrudeln und vier residenten Wölfen auf die hohe Dunkelziffer. Um eine flächendeckende Ausbreitung verhindern zu können, forderte er eine klare Bestandsregulierung, aber auch die Festlegung von wolfsfreien Gebieten. Unter anderem verwies er auf Schweden, in dem die Wolfszahl politisch festgelegt wurde.
Gina Strampe, Geschäftsführerin der Weidetierhalter Deutschland WNON (Interessengemeinschaft der Weidetierhalter Nordost-Niedersachsen), führte den Teilnehmern eindrucksvolle Zahlen vor Augen: Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben pro Quadratkilometer jeweils mehr Wölfe als Kanada. Und: Es würde etwa 7,7 Milliarden Euro kosten, alle Weiden in Deutschland wolfsabweisend einzuzäunen.
Auch Gerd Dumke, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung e.V., eröffnete seinen Vortrag mit eindringlichen Worten: „Der Wolf ist eine hoch ideologisierte Angelegenheit.“ Es sei wichtig zu wissen, dass Nutztierhalter durch ihren Beruf nicht reich würden, sondern, dass sie in erster Linie einer Passion nachgingen. Dementsprechend emotional seien sie auch mit ihren Tieren verbunden. Was es bedeutet, sich für Nutztiere einzusetzen, habe er am eigenen Leib erfahren müssen. So habe er bereits Morddrohungen erhalten und die Reifen seines Pkw seien manipuliert worden. Im Rahmen der Veranstaltung wurde deutlich, dass dies kein Einzelfall sei.
Anschließend sprach die freie Rissbegleiterin Silke Roth über die Folgen eines Weidetierrisses durch den Wolf. Dabei beanstandete sie vor allem, dass die betroffenen Weidetierhalter im Nachgang durch die staatlichen Wolfsberater oftmals alleine gelassen würden. Oft würden Hunde oder sogar Füchse für die erheblichen Verletzungen oder den Tod verantwortlich gemacht, die Nachweisführung hierbei sei oftmals anzuzweifeln.
Zum Abschluss nahm Albert Jung, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kaisersesch, Stellung zur Zukunft des Wolfes aus kommunaler Perspektive. Für Rheinland-Pfalz müsse die Devise lauten, jetzt zu handeln, um nicht in die gleiche Situation wie Niedersachsen oder Brandenburg zu geraten. Gleichzeitig verwies er auch auf die bisherigen Investitionen in den Erhalt der rheinland-pfälzischen Biodiversität. Breite sich der Wolf hier weiter aus, so würde sich unweigerlich die Zahl der Weidetiere reduzieren – und somit wären alle bisherigen Anstrengungen im Bereich Biotoppflege vergebens.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurde deutlich, dass sich die Teilnehmer grundsätzlich einig waren, dass die Landesregierung unverzüglich handeln müsse! Gleichzeitig begrüßten alle die Initiative Stephan Wefelscheids, sich des Themas auf politischer Ebene anzunehmen. Klar wurde jedoch auch: Die politischen Akteure sind auf das Fachwissen der Betroffenen angewiesen. Viele Detailfragen bedürfen einer intensiven Zusammenarbeit zwischen allen Anwesenden – zu der sich die Teilnehmer ausnahmslos bereit erklären.
Zum Ende wurde ein gemeinsamer Forderungskatalog verabschiedet, der von den Teilnehmern konstruktiv begleitet wurde. Aber auch hier war Stephan Wefelscheid wichtig, zu betonen: „Die Veranstaltung und der Forderungskatalog waren ein erster Aufschlag, um das Thema endlich auf die politische Bühne zu heben. Wir werden nun in einem zweiten Schritt einen Entschließungsantrag auf der Basis unserer gemeinsamen Forderungen im nächsten Plenum Anfang Juli einbringen. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, dass die Landesregierung und allen voran die Ministerin Katrin Eder dem Plenum erklären muss, warum sie trotz der auftretenden massiven Probleme keinen großen Novellierungsbedarf am Managementplan sieht.“ Denn noch während sich die Betroffenen im Plenarsaal versammelten, lies Frau Ministerin Eder über ihr Ministerium erklären, dass das Umweltministerium der Forderung der Wolfs-Resolution aus der Verbandsgemeinde Asbach nicht nachgehen wird. „Das ist ein Schlag ins Gesicht aller betroffenen Weidetierhalter und der Lokalpolitik in der VG Asbach.“
Hier der verabschiedete Forderungskatalog als PDF-Datei: