Wefelscheid sorgt sich um die Zukunft der beliebten Weinbaugebiete Mittelrhein und Mosel
MAINZ/KOBLENZ. Die sommerlichen Temperaturen locken derzeit wieder eine Vielzahl von Touristen und Besuchern in die pittoresken Weindörfer an Mittelrhein und Mosel. Anziehungspunkt neben der schönen Landschaft ist insbesondere auch der dortige Wein und die damit einhergehende Kultur und das Brauchtum. Doch die Anbauflächen an Mittelrhein und Mosel schwinden, wie eine Kleine Anfrage von Stephan Wefelscheid, wirtschaftspolitischer Sprecher der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion, zeigt.
Die Weinbranche in Deutschland, aber auch international, stecke in einer Krise. Die derzeitigen Produktions- und Absatzbedingungen der Weinbranche stellen sich als sehr schwierig dar, so das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in seiner Antwort auf die Kleine Anfrage. Gerade in dem vom Steillagenweinbau geprägten Anbaugebiet Mittelrhein sei der Aufwand für Bewirtschaftung der Weinberge und die Kosten der Weinerzeugung überdurchschnittlich hoch. Hinzu kämen aktuell schwierige Absatzbedingungen aufgrund erheblicher Konsumrückgänge, die zu einem starken Preisdruck führten. Die Folge: Eine kostendeckende Weinerzeugung werde immer schwieriger. Auch bestehe vielfach das Problem, dass sich kein Betriebsnachfolger finde. Die großen Verlierer bei den rheinland-pfälzischen Weinbaugebieten sind Mittelrhein und Mosel, als Anbaugebiete mit einem hohen Anteil von Steillagen. Gerade dort sind angesichts der nicht mehr kostendeckenden Weinproduktion weitere Flächenrückgänge zu erwarten.
„Leider ein Trend, der sich schon seit Jahren zeigt, sich aber zusehends verschärft. Rheinland-Pfalz ist in besonderem Maße hinsichtlich Landschaft, Kultur und Wirtschaft in seinen Regionen vom Weinbau geprägt. Sechs der insgesamt 13 deutschen Anbaugebiete gehören zu Rheinland-Pfalz – Rheinhessen, Pfalz, Nahe, Mosel, Ahr und Mittelrhein. Dieser Verantwortung muss die Landesregierung gerecht werden und die Leistungen der Winzer angemessen honorieren. Nicht ohne Grund appelliert der Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau, Marco Weber, an seine Parteikollegin Wirtschafts- und Weinbauministerin Daniela Schmitt (FDP), angesichts der ,existenziellen Bedrohung unserer Weinbaubetriebe durch hohe Produktionskosten und Absatzsorgen‘ eine ,Anhebung der Steillagenförderung‘ vorzunehmen. Diesem Appell kann ich mich nur anschließen“, so Wefelscheid.
„Nach Angaben des Ministeriums ist die Erhaltung und Stärkung leistungsfähiger, modern ausgestatteter und nachhaltig wirtschaftender Betriebe erklärtes Ziel der Landespolitik, was über eine Reihe von Förderprogrammen für den Weinsektor erreicht werden solle. Dies beinhalte auch Förderprogramme, die den Erhalt der Steillagen zum Ziel habe, so das Ministerium. „Doch die Beantwortung meiner Kleinen Anfrage (Drucksache 18/10191) zeigt die existenzielle Bedrohung unserer Weinbaubetriebe und eine weitere Verschärfung der Situation. Der Rückgang des Weinanbaus in Steillagen hat zudem negative Auswirkungen auf unsere historische Kulturlandschaft und die Biodiversität. Denn die Steillagen bieten einen einzigartigen Lebensraum für bedrohte Pflanzen und Tierarten, wie z.B. den Apollofalter, der nur noch an der Untermosel beheimatet ist. Für mich als Koblenzer, an Rhein und Mosel, ist daher klar, dass die Landesregierung ihre Bemühungen zur Förderung des Steillagenweinanbaus intensivieren muss, um auch unsere Winzer in eine ,goldene Zukunft‘ zu führen. Sonst bezieht sich der Slogan der Kampagne ,Rheinland-Pfalz Gold‘ und die dortige Nachfrage auf der Homepage nach ,Lebensfreude mit vier Buchstaben? – Wein‘ nur noch auf drei oder vier Anbaugebiete in Rheinland-Pfalz“, zeigt sich Wefelscheid besorgt.
Deshalb hat er sich erneut mit einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung gewandt, um sich für eine Anhebung der Steillagenförderung und einem Ausbau der Förderprogramme zum Erhalt der Steillagen einzusetzen. Auch möchte er einen Aspekt aufzeigen, der seitens des Ministeriums bisher nicht als besondere Herausforderung der Winzerbetriebe identifiziert wurde, nämlich die Bewässerung in Trockensommern und das Bedürfnis nach (beschleunigten) Flurbereinigungsverfahren für Anbaugebiete mit Steillagen.
Foto: Brachliegende Flächen wie diese nehmen in den Weinbaugebieten Mittelrhein und Mosel zu. Stephan Wefelscheid fordert schnelles Handeln.